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Datum: 20.02.2005

Bestandsinformation zum Bestand Kleist-Theater der Stadt Frankfurt (Oder)

1. Vorbemerkung

Mit dieser Bestandsinformation wird die Öffentlichkeit über den im Stadtarchiv bearbeiteten Bestand des ehemaligen Kleist-Theaters informiert. Die Bearbeitung des 1967 bis 2001 übernommenen Bestandes wurde 2005 abgeschlossen. Die Bearbeitung erfolgte abschließend durch Karin Jünger.

2. Zur Geschichte des Kleist-Theaters

Am Ende des 2. Weltkrieges wurde das alte Stadttheater, ein Schinkelbau in der Innenstadt – Am Wilhelmsplatz 22- zerstört.

Bereits im Sommer 1945 versuchte ein langjähriges Mitglied des Stadttheaters, der Schauspieler Bruno Karl das Theaterleben wieder in Gang zu setzten.

Der Spielbetrieb begann im Frühjahr 1946 im ehemaligen Musikheim in der Gerhart-Hauptmann-Straße im Westen der Stadt. Das Musikheim diente nach dem 2. Weltkrieg der Roten Armee als Lazarett und wurde für den Aufbau des Theaters freigegeben. Diese Spielstätte blieb auch die Heimat des Kleist-Theaters bis zu seiner Schließung im Juli 2000.

Eröffnet wurde das Theater am 4.Mai 1946 als „Kammerspiele im Musikheim“.

Zahlreiche Um- und Ausbauten und der Aufbau eines Drei-Sparte-Theaters führten zu einem Anstieg der Aufführungs- und Besucherzahlen. Abstecherbespielungen im Bezirk Frankfurt (Oder) und die Organisation von Zubringerfahrten erweiterten den Zuschauerkreis erheblich.

Während der Kleist-Gedenktage im Oktober 1952 erhielt das Theater anlässlich des 175. Geburtstages des Dichters den Namen „Kleist-Theater“.

Bis zur Wende arbeitete das Kleist-Theater als nachgeordnete Einrichtung der Stadt.

Mit der Neuordnung der Stadtverwaltung ab Mai 1990 wurde auch die Unterstellung des Kleist-Theaters verändert. Während der Spielzeit 1990/1991 wurde das Kleist-Theater in einen Regiebetrieb umgebildet und das Philharmonische Orchester (heute Brandenburgisches Staatsorchester) aus dem Theater herausgelöst.

Die Spielstätte in der Gerhard-Hauptmann-Straße entsprach nicht mehr den Bedingungen für einen modernen Theaterbetrieb. Ab 1992 gab es Bemühungen, dem Theater eine neue Spielstätte zu geben. Gleichzeitig entwickelte das Theater neue, kleinere Spielstätten wie z.B. den Theaterbahnhof zu beliebten Aufführungsorten.

Die mangelnden Finanzausstattung der Stadt Frankfurt (Oder) verursachte die Verkleinerung und Schließung des Theaterensembles. So wurde 1994 der Chor aufgelöst und in der Spielzeit 1997/1998 die Musiktheatersparte ganz geschlossen.
Das Theaterkonzept des Landes Brandenburg 1999 sah für Frankfurt (Oder) kein eigenes Ensemble mehr vor. Am 22.April 2000 verabschiedete sich das Ensemble des Kleist-Theaters mit einer Aufführung der Rocky Horror Show von seinen Zuschauern.

Mit der Oper „Carmen“ wurde am 1. März 2001 das neue Kleist-Forum Frankfurt eröffnet, ein Haus mit einer Spielstätte für Gastspiele, einem Fonds für Eigenproduktionen, jedoch ohne eigenes Ensemble.

3. Zur Registratur- und Bestandsgeschichte (Registraturverhältnisse)

Bis zur Erstellung und Inkraftsetzung der Nomenklatur des Stadtarchivs für Registraturbildner der Kategorie 1am 30.10.1984 (für die Stadtgeschichte wichtige Registraturbildner) lag die Zuständigkeit für das Archivgut des Kleist-Theaters beim Theater selbst. Aktenablagen erfolgten durch die Sachbearbeiter, der Umgang mit Altakten und Archivgut war nicht geregelt.

1986 erließ die Leitung des Theaters eine Archivordnung, die aber im Dienstbetrieb des Theaters nicht durchgesetzt wurde. Vorhanden war ein „Verwaltungsarchiv“ des Theaters, ein verschlossener Raum im Keller. Kontrollen und Anleitungen des Stadtarchivs führten zu Abgaben an das Stadtarchiv, aber Kassationsanträge wurden nicht gestellt.

Mit der Überleitung des Theaters in die Form des Regiebetriebes sollte auch hier die Aktenordnung der Stadt Frankfurt (Oder) gelten. Mit der Durchsetzung dieser Aktenordnung gab es aber große Schwierigkeiten, so wurde keine Ablage nach Aktenplan vorgenommen und Kassationen an Schriftgut nicht oder nur ungenehmigt durchgeführt. Abgabelisten von Schriftgut an das „Verwaltungsarchiv“ wurden nur in Einzelfällen dem Stadtarchiv zur Bewertung übergeben.

Erst mit der Auflösung des Kleist-Theaters wurden Abgabelisten erstellt, Abgaben an das Stadtarchiv in größerem Umfang und genehmigte Kassationen durchgeführt.

4. Übernahmen, Kassationen und archivische Bearbeitung

Das Stadtarchiv übernahm in den Jahren 1967, 1987, 1989, 1992 und 2000 insgesamt 32 lfm Archivgut sowie 2000 die umfangreichen Unterlagen zur Theatersammlung. Bei der Übergabe im Jahr 2000 waren auch ca. 50 lfm ungeordnetes Sammlungsgut und vorbewertetes Archivgut ohne Abgabelisten. Bei dieser letzten Abgabe wurde auch Schriftgut zur Gehalts- und Lohnabrechnung abgegeben, dass zur Erfüllung weiterer Aufgaben noch in die Personalverwaltung der Stadtverwaltung gegeben wurde.

Die Verzeichnung des Archivgutes fand in den Jahren der Abgaben und bei der Abgabe aus dem Jahr 2000 in den Jahren 2000 bis 2005 statt.

Bestandsbearbeiter waren die jeweils verantwortlichen Mitarbeiter für die Bestandabteilung II (Schriftgut 1945-1990) Gertrud Müller (1967) und Karin Jünger. Die Verzeichnung erfolgte nach den Regeln der OVG. Die Verzeichnungseinheiten sind im Augias-Archivprogramm des Stadtarchivs eingestellt, ein Karteiausdruck liegt ebenfalls vor. Der Bestand ist zum großen Teil intensiv mit Enthält-Vermerk erschlossen. Zusätzlich wurde ein Sach-, Personen-, Orts-, Institutions- und Vereinsindex erstellt.

Die Vorsortierung der Sammlungen erfolgte durch die Praktikantin (Auszubildende an der Bibliothek der Europauniversität Viadrina) Stefanie Köster und die anschließende Bearbeitung wurde durch die jeweiligen Bestandsbearbeiter Britta Engemann (Bibliothek) und Hans-Jürgen Rehfeld (Sondersammlungen) durchgeführt.

5. Bestandsumfang und Gliederung

Der zeitliche Umfang der Überlieferung umfasst die Jahre 1945 bis 2001, d.h. Unterlagen vom Beginn des Theaters bis zu Auflösungsunterlagen nach der Schließung. Besonders gut sind dabei die 80er und 90 Jahre überliefert, größere Lücken bestehen für die Jahre 1950 bis 1970.

Insgesamt sind 1.156 Akteneinheiten verzeichnet. Von diesen Verzeichnungseinheiten sind 767 für die Benutzung frei zugänglich. Für die übrigen Akteneinheiten besteht z.T. noch längere Benutzungseinschränkung auf Grund des Personendatenschutzes. Dieses trifft z.B. auf die Personalakten zu.

Das Archivgut der Jahre 1995 bis 2001 wird lt. Brandenburgischem Archivgesetz nach Ablauf der 10-jährigen Sperrfrist sukzessiv für die Benutzung freigegeben.

  1. Der Bestand gliedert sich in 9 Hauptgruppen:
  2. Intendanz : 236 Verzeichnungseinheiten
  3. BGL/ Personalrat/ Betriebsparteiorganisation der SED 53 Verzeichnungseinheiten
  4. allgemeine Verwaltung 13 Verzeichnungseinheiten
  5. Finanzen und Hausbewirtschaftung 150 Verzeichnungseinheiten
  6. Personal 157 Verzeichnungseinheiten
  7. Dramaturgie 368 Verzeichnungseinheiten
  8. künstlerisches Betriebsbüro 80 Verzeichnungseinheiten
  9. Öffentlichkeitsarbeit 89 Verzeichnungseinheiten
  10. Bau 10 Verzeichnungseinheiten

Zusätzlich sind umfangreiche Übernahmen in die Sammlungen des Stadtarchivs erfolgt. So wurde die Bibliothek der Stadtarchivbibliothek zugeordnet, die Fotos und Fotoalben in die Fotosammlung eingearbeitet. Die Plakatsammlung wurde durch die übernommenen Theaterplakate ergänzt. Ebenfalls übernommen wurden z.B. Videos von Aufführungen und Figurinen aus der Theaterwerkstatt.

Aus dem Bestand lassen sich Aussagen zur Spielplangestaltung, Öffentlichkeitsarbeit und Besuch des Theaters und zur Umsetzung der einzelnen Stücke sehr gut erarbeiten.

Sehr gut überliefert, aber noch nicht für die Benutzung freigegeben sind zum Teil die Unterlagen zum Kleistförderpreis und zu den Kleistfesttagen, die erst nach Ablauf der 10-jährigen Sperrfrist zur Auswertung zur Verfügung stehen.

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