Jugendkulturen für die Nachwelt überliefern
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts tauchten in der Gesellschaft der DDR Jugendkulturen auf, die als „Rowdytum“ diffamiert wurden. Nach der Phase einer gewissen gesellschaftlichen Akzeptanz, fielen in der Nachwendezeit staatliche Restriktionen und die Freizeit- und Erlebniswelt der Jugendlichen konnte sich – vor allem in den 1990er Jahren – weiterentwickeln. In Frankfurt (Oder) brachte die Sprayerszene Farbe in den oft grauen Alltag. Der unansehnliche Bahnhofstunnel erhielt durch Graffitis zur Stadtgeschichte eine Aufwertung und das denkmalgeschützte Kießlinghaus stand als Kultur- und Wohnprojekt „Carpe Diem“, teils umstritten, im Fokus der Öffentlichkeit. Jugendkulturen haben die Lebenswelt der Erwachsenen schon immer irritiert und bisweilen provoziert. Erst im geschichtlichen Rückblick wird eine objektivere Auseinandersetzung mit der Jugend und deren Einordnung in den gesellschaftlichen Kontext möglich.
Im Stadtarchiv Frankfurt (Oder) ist von dieser bewegten Jugendkultur nur wenig überliefert. Die kürzlich erschienene Publikation „1200“ bietet einen Einblick in die Skater- und Graffiti-Szene Frankfurts in den, von gesellschaftlichen Umbrüchen gekennzeichneten, 1990er und frühen 2000er Jahren. Der reich bebilderte Band ist somit eine wichtige Dokumentation der Frankfurter Jugendkulturen. Jan Augustyniak übergab die Publikation dem Stadtarchiv. Sie ist ab sofort nach Terminvereinbarung im Lesesaal einsehbar.
Das Stadtarchiv möchte die Frankfurter Jugendkulturen umfassender überliefern. Zeitzeugnisse wie bspw. Tagebücher, Briefe, Fotografien, Flyer oder Plakate können dem Stadtarchiv zur Archivierung angeboten werden (Kontakt: T: 0335 552-4300, E: stadtarchiv@frankfurt-oder.de).